Rede bei FFF-Demo in Loßburg

Demo von Fridays for Future in Loßburg

Am 30. Juli durfte ich auf einer Demo von Fridays for Future in Loßburg eine Rede halten. Hier der Text dazu:

Hallo zusammen!

Als ich noch in den Kindergarten und dann zur Grundschule ging, gab es bei uns zuhause an Ostern immer das gleiche Programm: Am Ostersonntag werden die Schlitten und Bobs eingepackt, wir fahren zu den Großeltern. Dort gibt es leckeres Essen und nach dem Essen wird eine Runde im Schnee gefahren. Das hat vielleicht nicht jedes Jahr geklappt, aber es waren ein paar Jahre, wo genug Schnee lag.

Meine kleinen Geschwister sind jetzt drei und sechs Jahre alt. Wir fahren immer noch jedes Jahr an Ostern zu den Großeltern. Allerdings konnten meine Geschwister noch nie an Ostern bei Oma und Opa Schlitten fahren.

Das ist natürlich eine sehr subjektive Erfahrung, die ich euch schildere. Aber es geht auch objektiver, wissenschaftlicher:

Die Erde erwärmt sich. Die 20 wärmsten Jahre seit der Wetteraufzeichnung waren in den letzten 25 Jahren. Die 6 wärmsten Jahre waren in den letzten 6 Jahren. Dazu kommt, dass die Erwärmung immer schneller abläuft. Wenn das Eis an der Arktis schmilzt, das sonst einen Teil des Lichts zurückreflektiert hätte, bleibt Wasser zurück, das das meiste Licht absorbiert und sich somit deutlich stärker erhitzt. Dies beschleunigt dann wieder das Schmelzen weiterer Eisflächen. Oder die Permafrostböden: Das sind Böden, die das ganze Jahr über Temperaturen unter dem Gefrierpunkt haben. In manchen Teilen Sibiriens hat sich der Boden schon um über ein Grad erwärmt. Was erstmal wenig klingt, ist aber ganz schön gefährlich. Schließlich würde beim Tauen der Böden das gespeicherte CO2 entweichen. Wie viel kann das denn sein? In den Permafrostböden von Arktis, Antarktis und Hochgebirgen ist doppelt so viel CO2 gespeichert als es aktuell in der Atmosphäre gibt. Das Schmelzen würde die Klimakrise also nochmal deutlich verschärfen.

Nun ist die große Frage: was kann man dagegen tun?

Und die Antwort lautet: wir müssen alle Bereiche unseres Lebens klimaneutral machen. So schnell wie möglich.

Ein Beispiel: Wir brauchen saubere Energie.

Aktuell bin ich in den letzten Zügen meiner Masterarbeit. Darin habe ich mich mit verschiedenen organischen Halbleitern, also Solarzellenmaterialien, beschäftigt. Klar, ich arbeite in der Grundlagenforschung, aber ich habe auch Einblicke in die angewandte Forschung. Und eines kann ich euch sagen: die Technologien sind da. Wir brauchen nur noch eine Bundesregierung, die die erneuerbaren Energien nicht mehr benachteiligt, die nicht mehr fossile Energiestoffe subventioniert, die Klimaschutz ernst nimmt. Denn mit Sonne, Wind und Wasser können wir 100 Prozent klimaneutral werden.

Nun kommt immer die Frage der Speicherung auf. Eine Freundin von mir arbeitet beispielsweise im Bereich von Power-to-Gas. Dort wird also mit Strom Wasserstoff oder Erdgas hergestellt. Die Technologie funktioniert, braucht aber viel Energie. Bis wir in ein paar Jahren so viel Strom haben, dass wir in Richtung von 100 % erneuerbarer Energie kommen, ist diese Technik vielleicht noch weiter ausgereift. Oder wir wissen, wie wir mit anderen Technologien auch den windarmen Winter überbrücken können.

Und was mich daran aber oft stört: Natürlich ist das wichtig. Aber nur weil man noch nicht weiß, wie man von 90 auf 100 % erneuerbare Energien kommt, heißt das nicht, dass man nicht jetzt schon problemlos auf 90 % ausbauen kann.

Auch in vielen anderen Bereichen gibt es Lösungen. Wärmepumpen, Nahwärmenetze, E-Autos, Ausbau von Bus-, Bahn- und Fahrradnetzen, Besteuerung von Kerosin (dem Benzin für Flugzeuge), und so weiter.

Und: wir brauchen einen CO2-Preis. Und zwar sozial. Das funktioniert über ein Energiegeld, das bereits Anfang des Jahres ausgezahlt wird. Über das Jahr verteilt gibt jede Person beim Kauf von Produkten den entsprechenden CO2-Aufpreis ab. Am Ende des Jahres kommen manche Personen auf Ausgaben, die höher als das Energiegeld sind – andere geben weniger aus. Beispielsweise Familien werden so entlastet. Schließlich sollen das Energiegeld alle Menschen bekommen: egal ob groß oder klein. So wollen wir dafür sorgen, dass Familien dadurch eine Erleichterung bekommen.

Übrigens: SPD und CDU fordern ungefähr die gleiche Höhe des CO2-Preises, was zu gleichen Ausgaben für die Menschen führt. Die soziale Seite fehlt aber bei ihnen. Mir ist aber klar: Klimaschutz muss sozial sein.

Nun steht eine Wahl bevor, die nicht umsonst Klimawahl heißt. Denn wir entscheiden, welche Regierung mit unseren Stimmen Deutschland in den nächsten Jahren führen darf. Für mich als Kandidatin von Bündnis 90/Die Grünen in Calw und Freudenstadt ist klar, dass es einen Regierungswechsel braucht. Und vielleicht ist es euch ja auch klar 😉

Wer weiß, wo wir in ein paar Jahren stehen. Ich hoffe nur, dass meine kleinen Geschwister in Zukunft wenigstens noch viele Jahre überhaupt Schlitten fahren gehen, wenn schon nicht an Ostern. Lasst uns alles dafür tun!

Danke 😊

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