Regenerative Landwirtschaft ist Klimaschutz
„Einfach weiter so, das geht nicht mehr. Es muss sich Grundlegendes ändern“, sagte Harald Ebner auf dem Biolandhof von Rudi Nesch in Vollmaringen. Der grüne Bundestagsabgeordnete aus dem Wahlkreis Schwäbisch Hall-Hohenlohe besuchte gemeinsam mit Kandidatin Sara Haug (Wahlkreis Calw-Freudenstadt) den biologisch-dynamisch bewirtschafteten Hof.
Ebner kennt als Diplom-Agraringenieur und Landschaftsökologe nicht nur die fachliche Materie. Selbst in der elterlichen Landwirtschaft aufgewachsen, weiß er um die Sorgen und Nöte der Bauern. „Jeder Hof der zumachen muss, ist einer zu viel“, sagte Ebner und stellte klar, dass naturverträgliche Landwirtschaft für Bauern und Bäuerinnen auskömmlich sein müsse. Die politischen Rezepte der Vergangenheit haben aber weder zu mehr Klimaschutz noch zu tragfähigen wirtschaftlichen Perspektiven der kleineren und mittleren Betriebe beigetragen.
Der Klimawandel hat die Landwirtschaft in den Fokus gerückt. Die Gesellschaft erwarte, dass sie für funktionierende Ökosysteme sorgt, zum Erhalt der Artenvielfalt beiträgt, Grundwasser schützt und Tiere artgerecht hält. Aktuell stecke „der Karren aber im Dreck und die Landwirte können ihn nicht allein aus eigener Kraft herausziehen“, so Ebner. Die Politik muss Rahmenbedingungen schaffen, die den Bauern Planungssicherheit geben. Ebner forderte unter anderem einen Ausstieg aus der Flächenzahlung hin zu einem System, das die Gemeinwohlleistungen der Landwirte honoriert. Bundestagskandidatin Sara Haug wies darauf hin, dass das Klimaschutzsofortprogramm von Bündnis 90/Die Grünen wichtige Impulse setze. So beispielsweise der geplante Tierschutz-Cent, der den Bauern den Bau größerer Ställe ermöglichen kann. Beindruckt zeigten sich Haug und Ebner von den Ausführungen von Landwirt Rudi Nesch, der seinen Betrieb mit Hilfe der regenerativen Landwirtschaft auf biologisch-dynamische Landwirtschaft umgestellt hat. „Ich musste viel lernen und habe heute eine ganz neue Sicht auf Pflanzen“, sagte Nesch, der im Gleichgewicht der Bodenbiologie und dem Aufbau der Humusschicht sowohl die Grundlage für wirtschaftlichen Ackerbau wie auch einen bedeutenden Beitrag zum Klimaschutz durch die Bindung von CO-2 im Boden sieht.
Für Harald Ebner ist Rudi Nesch ein Pionier. „Nichts bleibt wie es war. Die Welt, die Politik und auch die Biologie verändern sich. Wir brauchen Menschen, die den Mut haben Überkommenes zu überdenken und Neues auszuprobieren“, sagte Ebner und wies darauf hin, dass das oberste Ziel sei, den Anstieg der Erderwärmung auf maximal zwei Grad Celsius einzudämmen. In Baden-Württemberg konnte bereits einiges auf den Weg gebracht werden, im Bund jedoch nicht. „Seit 16 Jahren ist das Agrarministerium von der Union besetzt. Vieles wurde ausgesessen oder nur halbherzig umgesetzt“, bedauerte der grüne Landwirtschaftsexperte und nannte beispielhaft das Verschleppen des Verbots von Glyphosat und der verbindlichen Tierhaltungskennzeichnung auf Lebensmitteln. Die Umstellung auf ökologischen Landbau müsse in Forschung, Ausbildung, Produktion, Verarbeitung und Vermarktung vorangetrieben werden. „Das ist nicht die alleinige Aufgabe der Landwirte“, betonte Ebner.
Bericht: Annette Selter-Gehring