Grüne Bundestagskandidatin Sara Haug zu Besuch bei der Kirchengemeinde Ostelsheim
Hoch unterm Dach der Ostelsheimer Kirche nisten Falken. Auch Mauersegler, Stare und sogar Fledermäuse können unterm Kirchendach Schutz finden. Das denkmalgeschützte Gotteshaus ist Teil der Umweltinitiative „Grüner Gockel“ und hat sogar einen Nachhaltigkeitspreis für das Falken-Habitat gewonnen, wie Sara Haug bei ihrem Besuch am 16. Juli 2021 erfuhr.
Kerzen aus Raps, nachhaltige Geschenke, fair produzierte Pflastersteine – ökologisches Umweltmanagement ist in der Kirche angekommen. Die Gemeinde Ostelsheim hat immer wieder eine Alternative zu herkömmlichen Produkten gesucht und gefunden, erklärt Heike Ehmer-Stolch. Kerzen bestehen meist aus Stearin oder Paraffin (also Bestandteilen aus Erdöl und aus dem Tagebau). Es geht auch anders: Für die Kerzen aus Rapswachs hat die Kirchengemeinde eigene Gussformen, um die Kerzen aus den kleinen Rapswachsperlen herzustellen.
Die Initiative Grüner Gockel bewirkt ökologische Änderungen in der Kirche. Evangelische wie katholische Gemeinden und ebenso Institutionen wie diakonische Einrichtungen oder Tagungshäuser können daran teilnehmen. Christ*innen sprechen in ihrem Glaubensbekenntnis von Gott als dem Schöpfer – die Gemeinde will dieser Verpflichtung ganz konkret nachkommen. So steht selbst die Nächstenliebe im Zeichen des Umweltbewusstseins: Auch bei Geschenken wird auf fairen Handel geachtet. Die Schöpfung zu bewahren ist ein ur-grünes Anliegen, natürlich gibt es im Kirchgarten insektenfreundliche Pflanzen.
Angelehnt an die EMAS-Richtlinie für Unternehmen wurde für Kirchen ein Katalog möglicher Maßnahmen entwickelt, anhand dessen die ökologischen Ziele immer wieder für den Grünen Gockel überprüft werden. Einige Punkte treffen nicht für alle Kirchen zu, zum Beispiel kann die Beschaffung von nachhaltig produziertem Spielzeug nur in einem gemeindeeigenen Kindergarten eingerichtet werden. Allerdings wurden von insgesamt zehn Punkten bereits acht umgesetzt, die zwei übrigen sind auf Ostelsheim nicht anwendbar.
Die Turmfalken kann man übrigens beim Nisten beobachten, die Kirchengemeinde hat dafür bei der Initiative Nachhaltig.N den 3. Preis gewonnen und dafür eine Webcam angeschafft, die Bilder von den Falken und ihrem Nachwuchs via Internet sendet.
Sara Haug fand viele gemeinsame Anknüpfungspunkte mit dem Pfarr-Ehepaar. Im Sinne von Franz von Assisi reicht es nicht, nur „mitzumachen“, sondern man muss die ureigensten Anliegen erkennen und sie auch aktiv vorantreiben. Dabei geht es nicht nur um Investitionen. Es gibt neben dem Geld eben auch Werte, die sich anders messen lassen. Wenn andere mit unseren Handlungen nicht belastet werden, entsteht Wert. Pfarrer Jochen Stolch hat ein Buch darüber geschrieben: „Die 10 Gebote – ausgelegt für das 21. Jahrhundert. Schöpfungstheologisch, ökologisch, soziofair“. Sara Haug hat es gekauft und findet die Lektüre sehr spannend.