Mit den Themen Tourismus und Stadtmarketing hat der Standentwicklungsprozess Fahrt aufgenommen: Bad Herrenalb möchte sich als „Scharnier“ zwischen dem Schwarzwald und der Rheinebene positionieren. Aufgrund der guten ÖPNV-Anbindung mit der Albtal-Bahn könnte die Stadt für Studierende und Arbeitnehmer*innen in Karlsruhe attraktiv sein, ebenso wie für Karlsruher, die es aufs Land zieht. Ein Tourismus- und Gesundheitsmagnet ist die Therme, für die nach zukunftsweisenden Konzepten gesucht wird. Derzeit macht sie pro Jahr eine Million Euro Verlust.
Bürgermeister Klaus Hoffmann empfing am 4. August Sara Haug, die Bundestagskandidatin von Bündnis 90/Die Grünen, gemeinsam mit den Grünen-Mitgliedern Michael Theis, Andreas Kubesch und Werner Engeln. Bei ihrem Besuch im Rathaus stellte er das Buch „Bad Herrenalb vom Kloster zum Kurort“ vor und merkte an: „Es fehlt aber ein aktueller Blick in die Zukunft.“
Bad Herrenalb, so der Bürgermeister, sieht sich mit seiner guten Luft und dem heilenden Wasser als idealen Ort, wo geistiges und körperliches Wohl zusammenfinden können. Wie bei einer Pyramide kann man als Fundament der Stadtentwicklung das 1148 gegründete Zisterzienserkloster betrachten. Bei einem Stadtrundgang durch das Klosterviertel in Bad Herrenalb konnte sich Sara Haug mit den Örtlichkeiten vertraut machen. Das Kloster, von dem heute noch Spuren im Stadtbild zu finden sind, wurde von Zisterziensern aus dem elsässischen Mutterkloster Neuburg/Hagenau gegründet, aber nach Zerstörungen im 30jährigen Krieg bereits 1649 aufgegeben. Trotzdem prägt es nach wie vor den Ort und macht die Stadt zu einem attraktiven Ausflugsziel.
So steht an der Spitze von Hoffmanns Pyramide schließlich die Gesundheit, immerhin zieht die Therme jährlich hunderttausend Besucher*innen an. Wer nur die Füße ins Wasser tauchen will, kann die Kneipp-Anlage nutzen – kostenlos. Das wirft jedoch eine grundsätzliche Frage für die Gemeinde auf: „Wie können wir es schaffen, dass die Besucher auch Geld in der Stadt lassen?“ Ein neues Restaurant hat trotz Corona eröffnet, kein Betrieb musste bis jetzt aufgrund von Corona schließen. Auch um die eigene Bürgerschaft möchte sich das künftige Stadtmarketing kümmern, nicht nur um den Tourismus.
Haushaltssorgen im Blick
Im Haushalt der Gemeinde ist der größte Posten die Verwaltung, gefolgt von Gesundheit, dann Kinder und Schule. Bad Herrenalb hat nur wenige Gewerbeflächen, da wenig Industrie- und Gewerbebetriebe hier ansässig sind. Die Pandemie hat sich nicht so stark auf die Finanzen der Gemeinde ausgewirkt. Für die Schule stehen ab dem nächsten Schuljahr Luftreiniger zur Verfügung, die die Gemeinde noch hat und die früher im Kindergarten benötigt wurden.
Auf die Frage von Sara Haug nach Wünschen an die Bundespolitik nannte Hoffmann die Breitbandversorgung der Gemeinde als wichtiges Anliegen. Bad Herrenalb ist angeschlossen an den Landkreis Karlsruhe. Für den Ausbau sind allein bei der Gemeinde 3,5 Millionen Euro angefallen.
Eine mächtige Herausforderung für die Finanzierung sind bundespolitisch festgelegte Rechtsansprüche, so zum Beispiel Angebote für Kinder und Jugendliche sowie Kita-Plätze. Die Kommunen sehen sich finanziell überfordert, daher der Wunsch an Sara Haug, auf einen Ausgleich durch den Bund hinzuwirken.
Erfolgreiche Renaturierung
Die Alb ist in Bad Herrenalb kein Höhenrücken, sondern ein Flüsschen. Der Kurpark wird von der Alb durchflossen, deren Renaturierung wurde im Zuge der Arbeiten zur Gartenschau 2017 durchgeführt, da das Gartenschaugelände links und rechts der Alb liegt. Als weiteres Erfolgsbeispiel wurde der Gaisbach besichtigt. Dieser war teilweise mit Pkw-Parkplätzen überbaut und wurde im Zuge der Renaturierung wieder sichtbar gemacht. Für die Gemeinde war nach Ende der Gartenschau zu entscheiden, welche der vielen Installationen beibehalten werden, die für die Gartenschau realisiert wurden, und welche nicht. Eine bürgerschaftlich getragene IG Gartenschau ist hierbei sehr engagiert.
Sara Haugs Besichtigung führte bis zum Neubau der Celenus Klinik in der Nähe des Bahnhofs von Bad Herrenalb. Aktuell ist für die Gemeinde die Frage, was mit dem früher genutzten Gebäude der Klinik geschehen soll. Der Stadtentwicklung gehen die Themen so bald nicht aus.
Text: Werner Engeln und Vera Naumann