Ortstermin von Sara Haug am 12.8.2021
Oberhalb von Alpirsbach steht ein Windrad inmitten von Fotovoltaik-Anlagen. Bewirtschaftet wird die Fläche von der Genossenschaft der Bürgerenergie Schwarzwald.
Völlig ungestört von der erneuerbaren Energie sind die Auerhühner, die nach wie vor am nahen Waldrand nisten. Die Windkraftanlage hat allerdings prominente Gegner, unter anderem den Chef von Alpirsbacher Klosterbräu, Carl Glauner. Auch der Alpirsbacher Bürgermeister Michael Pfaff sorgt sich um den Bestand der geschützten Vögel. Carsten Demberger, Mitglied von Bündnis 90/Die Grünen in Freudenstadt: „Wir haben hier keine toten Tiere gesehen. Es gibt viele Flächen, wo das Auerwild nicht gefährdet ist.“ Der Auerhahn ist das Wappentier des Kreises Freudenstadt. Sara Haug, die Bundestagskandidatin von Bündnis 90/Die Grünen, hat mit allen Beteiligten gesprochen.
Bedeutet die Windrad-Diskussion, dass Artenschutz und Energiegewinnung gegeneinander ausgespielt werden? Sara Haug: „Das ist die falsche Frage. Ich habe den Eindruck, dass das Auerhuhn eine Ausrede ist. Straßen sind viel schlimmere Lärmquellen als Windkraftanlagen und verdichten entlang einer Geraden, was für die Lebewesen im Boden schwieriger ist.“ Insbesondere gibt es an diesem Standort keine direkten Anwohner, die sich durch Infraschall gestört fühlen könnten.
Die Einwände der Bürgerinitiative sind entsprechend allgemein gehalten, zum Beispiel die Fremdnutzung von Ackerland – aber dazu muss man auch die Bodenqualität beurteilen, und die ist hier am Windrad nicht überragend. Außerdem können unter einer PV-Anlage Schafe weiden, auch das ist eine landwirtschaftliche Nutzung.
Windräder zerstören den Wald? Aus forstwirtschaftlicher Sicht ist das „Blödsinn“, darin sind sich die beiden anwesenden Förster einig. Simon Stahl von der ForstBW und Leiter des Forstbezirks Mittlerer Schwarzwald, räumt allerdings ein: „Wenn man gewöhnt ist, im Wald nichts zu hören, dann ist das Geräusch eine Beeinträchtigung.“
Bleibt der Einwand, dass Windkraftanlagen nicht unsichtbar sind. Aber deswegen gibt es ja hohe Hürden für deren Errichtung, unter anderem Auflagen für Ausgleichsmaßnahmen. Klimaschutz funktioniert am besten, wenn viele Betroffene gehört und in Entscheidungen eingebunden werden.
Den Ansatz größtmöglicher Beteiligung verfolgt auch die Bürgerenergie Schwarzwald, beim Ortstermin vertreten von Jürgen Bortloff, Geschäftsführender Gesellschafter, dem Aufsichtsratsmitglied Hans-Peter Wiedmaier sowie Jörg Lehmann. Viel ehrenamtliche Arbeit prägt das Engagement für Klima- und Umweltschutz. Die Genossenschaft will wachsen und wirbt für den regionalen Ausbau erneuerbarer Energien. Alle Bürger*innen können Mitglied in der Energiegenossenschaft werden und sind dann auch stimmberechtigt. Mit Einlagen ab 100 € kann man bereits zur Mitbesitzer*in der Energieanlagen werden.
Hier geht es zum Artikel des Schwarzwälder Boten.
Hier geht es zum Artikel der Südwestpresse.